Die Wiederkunft Jesu– auf ihm sei der Friede


Eine vielen Nichtmuslimen und sogar manchen Muslimen unbekannte Tatsache ist, daß zu den Dingen, die das Siegel der Propheten, der Prophet des Islam, unser Meister Muhammad – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden –, für die Endzeit vor dem Jüngsten Tage vorhergesagt hat, die Wiederkunft Jesu, des Sohnes der Maria (´Îsâ ibn Maryam), gehört. Dieser wird so, wie Allah ihn zu sich in die göttliche Gegenwart emporgehoben hat, wieder zur Erde zurückkehren, den Anti-Christ (Dajjâl) bekämpfen und besiegen.

Unter den Gelehrten der Hadîth-Wissenschaften und den Kommentatoren des Qur’ân gibt es keinerlei Meinungsverschiedenheiten darüber, daß ´Îsâ (Jesus) – auf ihm sei der Friede – mit seinem physischen Körper zum Himmel emporgehoben wurde, wie at-Tabarî von Ibn ‘Abbâs und Ibn Sa‘d von Qatâda – möge Allah mit ihnen zufrieden sein – berichten und daß er - mit seinem physischen Körper - im ersten Himmel weilt.
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Darüber hinaus ist die Kunde von der Wiederkunft ‘Îsâs vom Himmel - sowohl Körper als auch Seele - massenüberliefert (mutawâtîr). Dies kann nur der Fall sein nachdem er - Körper und Seele - dorthin emporgehoben wurde. So wird auch in der Überlieferung in den beiden Sahîhs (der Imâme Bukhârî und Muslim) erwähnt, daß von seinem Kopf Wasser tropfen wird. Dies belegt, daß ein physischer Körper vorhanden sein muß und daß außerdem die Zeit für ihn aufgehoben sein muß, weil von seinem Kopfe Wasser tropft, genau wie zu dem Zeitpunkt, als er emporgehoben wurde, wie at-Tabarî und andere zweifelsfrei zuverlässig von Ibn ‘Abbâs berichten.
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Die mit dem Erscheinen des Dajjâl und der Wiederkunft ‘Îsâs verbundenen Ereignisse werden in der folgenden Überlieferung beschrieben:

An-Nawwâs ibn Sam‘ân al-Kilâbî – möge Allah mit ihm zufrieden sein – berichtete, daß der Gesandte Allahs – Segen und Friede seien auf ihm – den Antichrist (Dajjâl) mit solch großer Eindringlichkeit erwähnte, wobei er ihn manchmal als unbedeutend und manchmal als so bedrohlich beschrieb, daß wir den Eindruck bekamen, er befände sich in den angrenzenden Dattelhainen. Als wir später wieder zu ihm zurückkehrten, bemerkte er (der Prophet) die Furcht in unseren Gesichtern und fragte: „Was ist mit euch?“


Wir sagten: „O Gesandter Gottes, heute morgen hast du über den Dajjâl gesprochen und manchmal beschriebst du ihn als unbedeutend und manchmal beschriebst du ihn als so bedrohlich, daß wir dachten, er befände sich in den angrenzenden Dattelhainen.“

Da sagte er – der Segen und Friede Allahs seien auf ihm: „Ich sorge mich um euch aus vielen anderen Gründen neben dem Dajjâl. Wenn er erscheint, während ich noch unter euch bin, so werde ich mich für euch mit ihm auseinandersetzen. Wenn er jedoch auftritt und ich nicht mehr unter euch bin, so wird sich ein Jeder mit ihm auseinandersetzen müssen und Allah wird sich an meiner Stelle um jeden Muslim kümmern. Er (der Dajjâl) wird ein junger Mann sein, mit verfilztem, krausem Haar und einem schlechten Auge. Er ähnelt am ehesten dem ‘Abd al -‘Uzza ibn Qatan. Wer immer sein Erscheinen erlebt, sollte die ersten (zehn) Verse der Sure al-Kahf rezitieren.

Er wird auf dem Weg zwischen Syrien und Iraq erscheinen und links und rechts Unheil stiften. O Diener Allahs, haltet fest am Weg der Wahrheit!“

Wir fragten: „Wie lange wird er auf der Erde verweilen?“

Er sagte – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden: „Er wird vierzig Tage auf der Erde verweilen: Ein Tag wird sein wie ein Jahr, ein Tag wie ein Monat, ein Tag wie eine Woche und der Rest so wie eure Tage.“

Wir sagten: „O Gesandter Allahs, wenn der Tag wie ein Jahr ist, sind dann die Gebete eines Tages dafür ausreichend?“

Er sagte: „Nein, ihr müßt die Zeit schätzen und dementsprechend eure Gebete verrichten.“

Wir sagten: „O Gesandter Allahs, wie schnell wird der Dajjâl über die Erde ziehen?“

Er sagte: „Wie eine Wolke, die vom Wind getrieben wird. Er wird zu den Leute kommen und sie aufrufen, ihm zu folgen und sie werden an ihn glauben und ihm folgen. Er wird dem Himmel den Befehl geben und es wird regnen und die Erde wird fruchtbar sein. Am Abend werden die Herden wohlgenährt, mit vollen Eutern und runden Flanken, von der Weide zurückkehren. Dann wird er zu einem anderen Volk kommen und sie aufrufen, ihm zu folgen und sie werden sich weigern und ihn ablehnen und er wird sie verlassen und dieses Volk wird daraufhin eine Dürre erleben und seinen gesamten Besitz verlieren.

Dann wird er durch öde, verlassene Gegenden ziehen und sagen: ,Bringt eure Schätze hervor!’ und die Schätze werden ihm hinterherlaufen wie Wespen. Er wird einen jungen Mann in der Blüte seiner Jugend rufen und ihn mit seinem Schwert in der Mitte in zwei Hälften teilen und die Hälften um die Länge einer Bogenschußweite voneinander trennen. Dann wird er ihn zu sich rufen und der Jüngling wird zu ihm kommen und ihm mit lachendem Gesicht entgegentreten. Während all dies geschieht wird Allah den Messias, den Sohn der Maria (al-Masîh ibn Maryam), senden und dieser wird am weißen Minarett im Osten von Damaskus herniederkommen, gekleidet in zwei hell safrangefärbte Gewänder, seine Hände gestützt auf die Schwingen zweier Engel. Wenn er seinen Kopf bewegt, tropft Wasser hernieder und wenn er ihn hebt, fallen Tropfen wie Perlen herab. Und keinem Ungläubigen ist es gestattet, den Duft seines Atemhauchs zu spüren ohne daß er (davon) stirbt und sein Atem reicht so weit sein Auge sieht. Er wird ihn (den Dajjâl) verfolgen, bis er ihn am Tor von Ludd
(4) erreicht und tötet. Darauf wird ´Îsâ ibn Maryam zu Menschen kommen, die Allah vor ihm (dem Dajjâl) bewahrt hat, und er wird ihnen über die Gesichter streichen und ihnen ihre Stufen im Paradies verkünden. Und während dies geschieht, wird Allah ´Îsâ offenbaren: ‚Wahrlich ich habe von meinen Gottesdienern solche hervorgebracht, die unbesiegbar sind, so führe meine Diener zum Berg Sinai (Tûr). Und Allah sendet ‚Gog und Magog (Ya’jûj wa Ma’jûj) und sie eilen hin von jeder Erhöhung (5) und die Ersten ihrer Truppen werden sich auf den See von Tabariyya (6) stürzen und von seinem Wasser trinken und die letzten von ihnen werden sagen: Hier gab es früher einmal Wasser.’

Und Allahs Prophet ´Îsâ – Friede sei mit ihm – und seine Gefährten werden belagert werden, bis jedem von ihnen ein Kuhkopf lieber wäre als einem von euch heute einhundert Dirham wert sind, bis Allahs Prophet ´Îsâ und seine Gefährten um Beistand flehen, woraufhin Allah Insekten senden wird, die über ihre (Ya’jûj wa Ma’jûj’s) Nacken herfallen und am Morgen werden sie alle gleichzeitig tot daliegen. Darauf werden Allahs Prophet ´Îsâ und seine Gefährten (vom Berge Sinai) heruntersteigen und keinen Handbreit finden, der nicht von ihrer Verwesung und ihrem Gestank vergiftet ist. Und Allahs Prophet ´Îsâ und seine Gefährten werden Allah anflehen und Er wird Vögel senden, mit Hälsen wie Kamele, die die Kadaver hinwegtragen wohin Allah es bestimmt. Dann wird Allah Regen senden, der jedes Haus und jedes Zelt und die ganze Erde reinigt, bis sie glänzt wie ein Spiegel. Daraufhin wird der Erde befohlen: ,Bring deine Früchte hervor und gib’ deinen Segen her!’ und an jenem Tage wird eine Gruppe satt werden von einem Granatapfel und sie werden Schatten unter seiner Schale finden. Und das Kamel, das gerade ein Junges geboren hat, wird so gesegnet sein, daß seine Milch einer großen Schar genug sein wird. Eine Milchkuh wird einem ganzen Stamm genügen und eine Milchziege einer ganzen Sippe. Während sie in diesem Zustand sind, wird Allah einen sanften Wind senden, der die Menschen bis unter die Achseln erfrischt und mit dem die Seelen eines jeden Gläubigen (mu’min) und eines jeden Muslim hinweggenommen werden. Danach bleiben nur die übelsten der Menschen zurück. Sie werden einander ohne jede Scham wie die Esel bespringen, bis über sie die Stunde hereinbricht.“ (7)


Eine wichtige Aufgabe ‘Îsâs – Friede sei mit ihm – wird darin bestehen, diejenigen, die behaupten, seine Anhänger und Nachfolger zu sein, in ihrem Irrtum zu korrigieren. So wird er die Kreuze zerstören und die Schweine töten. Die Abgabe, die Juden und Christen unter muslimischer Herrschaft anstelle der Zakât und des Wehrdienstes entrichten mußten (Jizya), wird aufgehoben, weil ihr Glaube nach seiner Niederkunft nicht mehr als eigenständige Religionen bestehen wird, sondern es nur noch Gottergebene (Muslime) und Anhänger des Dajjâl geben wird.

Abû Hurayra – möge Allah zufrieden mit ihm sein – berichtete: „Der Gesandte Allahs – Segen und Friede seien auf ihm – hat gesagt: ‚Die Propheten sind wie Brüder, sie stammen von verschiedenen Müttern ab, doch ihre Aufgabe im Leben ist die gleiche. Ich bin derjenige, der ´Îsâ ibn Maryam am nächsten ist, denn es gibt keinen Propheten zwischen ihm und mir. Er wird wiederkehren und wenn ihr ihn seht, werdet ihr ihn erkennen. Er ist von mittlerer Statur und rötlicher Haut. Er wird zwei Gewänder tragen und sein Haar sieht aus, als wäre es naß. Er wird die Kreuze zerbrechen, die Schweine töten, die Jizya abschaffen und die Menschen zur Gottergebenheit (islâm) rufen. In dieser Zeit wird Allah jeder Religion und jeder Gruppierung bis auf den Islam ein Ende machen und den Dajjâl vernichten. Dann werden Friede und Sicherheit auf der Erde herrschen, so daß die Löwen mit den Kamelen, die Tiger mit den Rindern und die Wölfe mit den Schafen weiden. Die Kinder werden mit Schlangen spielen, ohne sie fürchten zu müssen. ´Îsâ wird 40 Jahre unter den Menschen verweilen, bis er stirbt und die Muslime werden für ihn das Totengebet verrichten.’“
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Während seiner Nacht- und Himmelsreise (isra’ wa mi‘râj) begegnete der Prophet – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – in Jerusalem den früheren Propheten, leitete das Gebet für sie und sie sprachen miteinander. Im Verlaufe dieses Gespräches wurde die Stunde (des Jüngsten Tages) beschworen und sie befragten Ibrâhîm – Friede sei auf ihm – danach, doch er sagte: „Ich habe kein Wissen darüber.“ Da wandten sie sich an Mûsâ – auf ihm sei der Friede –, doch er sagte: „Ich habe kein Wissen darüber.“ Sie wandten sich an ´Îsâ – auf ihm sei der Friede – und er sagte: „Was den Zeitpunkt ihres Eintretens angeht, so kennt ihn keiner außer Allah, dem All-Erhabenen. Doch dies ist, was mein Herr mir versichert hat:


Der Dajjâl wird erscheinen und ich werde ihm mit zwei Lanzen entgegentreten. Bei meinem Anblick wird er schmelzen wie Blei. Allah der All-Erhabene wird ihn zunichte machen, sobald er mich erblickt. Es wird so sein, daß jeder Stein sagen wird: ‚O Muslim, hinter mir versteckt sich ein Ungläubiger, komm’ her und töte ihn!’ und Allah wird sie allesamt sterben lassen.

Dann werden die Menschen in ihre Heimat und zu ihren Völkern zurückkehren. Zu diesem Zeitpunkt werden Gog und Magog erscheinen. Sie werden aus allen Himmelsrichtungen kommen und alle Völker niedertrampeln. Was immer ihnen in den Weg kommt, werden sie zerstören und sie werden alle Gewässer leer trinken.

Schließlich werden die Menschen zu mir kommen und mir ihr Leid klagen. Da werde ich Allah anflehen und Er wird sie (Gog und Magog) zugrunde gehen und sterben lassen, bis die gesamte Erde von ihrem Verwesungsgestank erfüllt ist. Dann wird Allah der All-Erhabene Regen herabsenden, der ihre Leichname hinwegspült und ins Meer schwemmt.

Mein Herr hat mir versichert, daß, wenn all dies geschieht, die Stunde so nah ist wie die Geburt bei einer Hochschwangeren in der letzten Stufe ihrer Schwangerschaft. Ihre Familie weiß nicht genau, wann sie gebären wird, ob bei Nacht oder bei Tag.’“
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1 Überliefert von Ibn Sa‘d in Tabaqât und at-Tabarî in seinem Tarîkh.
2 Überliefert von Ibn Abî Schayba, an-Nasâ’î in as-Sunan al-Kubra, at-Tabarî in seinem Tafsîr (28:92) und Ibn Kathîr, in al-Bidâya wa n-Nihâya-
3 Zitiert aus ‚‘Îsâ Physically Raised Alive to Heaven von Gibril F. Haddad.
4 Lydda in Palästina
5 Qur’ân, 21:96
6 Der See von Tiberias in Palästina, der See Genezareth.
7 Überliefert von Imâm Muslim in seinem Sahîh in einem längeren Hadîth, ebenso von at-Tirmidhî, Ibn Mâjah, Imâm Ahmad, Abû Daûd und al-Hâkim mit sahîh Überliefererketten.
8 Überliefert von Imâm Ahmad.
9 Überliefert von Sayyid Muhammad ibn ‘Alawî al-Mâlikî in seinem Buch al-Anwâr al-bahiyya min isra’ wa mi‘râj khayri l-bariyya (einem zusammengefaßten Bericht aus den Hadîthen des Propheten – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – über die Nacht- und Himmelsreise), in dem er dies aus Hâfiz Schamsuddîn Muhammad ibn Yusuf asch-Schâmî’s Werk al-Ayât al-‘azîma l-bâhira fî mi‘râj sayyid ahli d-dunyâ wa l-âkhira zitiert.


aus:
Über die Zeichen der Endzeit,
Prophezeiungen des Siegels der Propheten
- auf ihm seien der Segen und Friede Allahs -

zusammengestellt und übersetzt von Abd al-Hafidh Wentzel

Warda Publikationen
sales@warda.info

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